Joachim Knape & Susanne Winkler

Strategisches Ambiguieren, Verstehenswechsel und rhetorische Textleistung. Am Beispiel von Shakespeares Antony-Rede

Der folgende Beitrag beschäftigt sich mit den Möglichkeiten der Entfaltung von Ambiguität im Text und den damit verknüpften rhetorisch-kommunikativen Leistungen. 16 Als Beispiel wurde die Textsorte Rede 17 gewählt, wie sie als Exemplar idealtypisch von William Shakespeare in einem literarischen Text aufgrund historischer Hinweise ausgearbeitet wurde. Im Folgenden soll durch die Verbindung von linguistischer und rhetorischer Modellanalyse dem in diesem Text erkennbaren Komplexitätsgrad strategisch konstruierter Ambiguierung methodisch Rechnung getragen werden.18 Dabei gehen Untersuchungen zur Textstruktur, Interaktion und Kommunikation Hand in Hand. Ausgangspunkt ist der pragmatische Rahmen, in dem die verbalen Äußerungen im Drama stehen.19 Die Analyse bezieht hier den Interaktionskontext und die rhetorische Teleologie20 genauso ein wie die aus dem vorliegenden Dramentext rekonstruierbare mentale Disposition aller Beteiligten. Zur Analyse des gesamten Kontextes tritt dann die linguistische, die rhetorisch-argumentative und die rhetorisch-stilistische Analyse des Kotextes als Entfaltungsplattform für die Erzeugung von Ambiguität hinzu. Dabei wird gefragt, welche kalkulierten sprachlichen Strukturen im Text dazu führen, dass die Bedeutung für die internen Zuhörer (als literarisierte Beobachter erster Ordnung) in Shakespeares Dramenwelt in Fluss gerät. Für die Beobachter zweiter Ordnung (wissenschaftliche Analytiker, aber auch die Zuschauer bei einer Theateraufführung)21 verhält es sich etwas anders. Unbeschadet der Tatsache, dass auch sie sich imaginativ ins Geschehen hineinziehen lassen können (Immersion),22 für sie die Möglichkeit, mit der nötigen inneren Distanz zu untersuchen und zu erkennen, wie das Ausgangsverstehen der Beteiligten in der Antony-Redeszene so beeinflusst wird, dass für die Beteiligten ein semantischer Umschlag dergestalt erfolgen kann, dass das Endverstehen der internen Adressaten gegenüber dem Beginn ins Gegenteil kippt, die Interpretation der Sachverhalte nun eine andere Tendenz und das Handeln dieser Zuhörer damit eine völlig andere Orientierung erfährt. Kurz: Es gilt in der Analyse zu klären, wie eine raffinierte Ambiguierungsstrategie als bedeutungsverändernder Hebel fungieren kann.

1 Rhetorische Voraussetzungen

Die antike Rhetorik ist in Theorie und Praxis auf die Bedingungen der oralen Kommunikationskultur gegründet. Man kann sagen, dass die menschliche Kommunikation in der Zeit vor Entstehung der Gutenberg-Galaxis (wie Marshall McLuhan die Buchdruck-Ära genannt hat) immer zuerst im Basis-Setting der Situativik gedacht wird. Die Situativik wird beherrscht von der Einheit des Ortes, des Zeitzusammenhangs und der kommunikativen Handlungen (vgl. hierzu auch Knape 2005, 30). Dies impliziert das Ephemere, also das Flüchtige des Wortes und den Zwang zur unmittelbaren Schlussfolgerung. Die Schriftlichkeit wird vor diesem Hintergrund ihrem funktionalen Rang nach als bloße Hilfsfunktion eingestuft, wenngleich es schon in der Antike eine reiche Schriftliteratur gab; auch diese war regelmäßig zum Vorlesen gedacht. Damit wird die Face-to-face-Situation, in der die Kommunikationspartner (vor allem auch der Sprecher) alle anwesend sind, zum eigentlichen Ort des Lebens sprachlicher Texte.

Texttheoretisch bezieht sich die klassische Rhetoriktheorie mit ihrer Produktionsstadienlehre vorrangig auf mündlich vorzutragende Prosaredetexte (gr. lógoi, lat. orationes). Im kommunikationsmodalen und gattungstheoretischen Sinn handelt es sich bei Reden um Texte, die dem monologischen Kommunikationsmodus gehorchen.23 Anders als Gespräche sind sie daher uniautorisiert (nur vom Sender verantwortet), uniintentional (ganz vom Anliegen des Senders geprägt), unilateral (nur vom Sender ausgehend) und unidirektional (nur auf die Adressaten gerichtet) konzipiert.24 Die auf solche Reden bezogenen direkten Publikumsreaktionen sind lediglich Randerscheinungen und keine Diskussionsbeiträge, wie sie das Gespräch als Kommunikationsmodus vorsieht. Der rhetorische Monologismus hat ganz bestimmte Folgen für die im Vorfeld des Kommunikationsereignisses angesiedelte Textproduktion, für die später eventuell erfolgende Textadaptation ans konkrete Setting (was das vorgefundene Publikum angeht) sowie den eigentlichen Kommunikationsakt in Form situativer Textperformanz und die sich dabei ereignende Textrezeption (Knape 2007). All diese rhetorischen Besonderheiten sind zu bedenken, wenn man jene berühmte Rede des Marcus Antonius an der Leiche des gerade ermordeten Julius Caesar angemessen analysieren will, die in historischer Zeit am 22. oder 23. März des Jahres 44 vor unserer Zeitrechnung gehalten wurde. Diese Rede ist im Wortlaut nicht erhalten, wurde aber 1599 indirekt nach antiken Quellen von William Shakespeare in seiner englischen ‚Tragedie of Iulius Cæsar‘ (so der Originaltitel) nachempfunden.25 Zu Shakespeares Zeit waren gedruckte Dramentexte auch immer schon Lesetexte, doch es gibt gute Gründe (z.B. Rücksicht auf Wahrscheinlichkeitserwartungen beim zeitgenössischen Publikum) davon auszugehen, dass wir es in Hinblick auf die inserierten Reden resp. Redeszenen mit einem Import der Prämissen oraler Kommunikation in die internen Verhältnisse der possible world (Ryan 1991, Surkamp 2002, Knape 2006, 213–215) von Shakespeares Dramentext zu tun haben, der allein sich unsere Analyse widmet.

Wenn wir uns in die fiktive Welt des Shakespeare-Dramas versenken, dann kann man im vorliegenden Fall davon ausgehen, dass Antony bei seinem Auftritt die Rede zwar noch nicht in der Formulierung fertig hatte, dass er aber mit einer klaren Strategie antrat. Er wollte die Textsorte ‚Funeralrede‘ in die Textsorte ‚Anklagerede‘ (als Variante der Gerichtsrede) überführen, hatte sich auch entsprechend durch Mitnahme des Testamentdokuments strategisch präpariert, weil er nur so die aufgeheizte Stimmung für einen Umschwung nutzen konnte. Der maßgebliche Topos „honor“, den er dann als geübter Forumsredner ausweidet, ausweitet und schließlich ambiguierend subvertiert, stand als Begründung der römischen Noblen für ihren Caesar-Mord im Raum, wurde ihm aber gemäß Shakespeares Konstruktion auch noch in der Zeremonie-Eröffnungsrede explizit von Brutus selbst zugespielt.26

2 Geheimnis und ambivalente Tat: Zur Vorgeschichte der Antony-Rede

Dass in der literarischen Welt des Caesar-Dramas die Rede des Antony als einzelner kommunikativer Akt das ganze Geschehen nach der Ermordung Caesars in eine ungeahnte Richtung treiben kann, hängt mit der unklaren, latenten und zweideutigen Kommunikationslage und Handlungskonstellation schon der Vorgeschichte zusammen, die bei Shakespeare (in Akt II,1,77) im Begriff der “Conspiracie” /„Verschwörung“ und in einer der antiken Primärquellen, beim jüngeren Plutarch, im Begriff „Geheimnis“ kondensiert ist (Plutarch, Brutus 15).27 Beide Begriffe machen deutlich, dass das von den Tätern in Angriff genommene Geschehen in seiner Bedeutungs- und Verstehensdimension für die Umwelt noch verschleiert, verdeckt, ja verborgen ist. Shakespeare spricht dieses Dunkel in seiner Verschwörungsapostrophe offen an, die er angesichts der Tatsache formuliert, dass die Mitverschwörer Cassius, Casca, Decius, Metellus, Cimber und Trebonius verschleiert durch die Nacht zu ihm eilen:

O Conspiracie,

Sham’st thou to shew thy dang’rous Brow by Night,
When euills are most free? O then, by day
Where wilt thou finde a Cauerne darke enough,
To maske thy monstrous Visage? (II,1,77–81)

 

O Verschwörung!

Du schämst dich, die verdächt’ge Stirn bei Nacht
Zu zeigen, wann das Bös’ am freisten ist?
O denn, bei Tag, wo willst du eine Höhle
Entdecken, dunkel g’nug, es zu verlarven,
Dein schnödes Antlitz?

Die innere Notwendigkeit der Verschwörung zieht eine Verletzung des Grice’schen anthropologischen Kooperationsprinzips (Grice 1975, 1979), hier Lüge und Betrug in der Kommunikation, nach sich. In diesem Sinn ermahnt Brutus die Mitverschwörer zur Tarnung vor der Tat:

Good Gentlemen, looke fresh and merrily,
Let not our lookes put on our purposes (II,1,223–224).

 

Seht, werte Männer, frisch und fröhlich aus;
Tragt euren Vorsatz nicht auf eurer Stirn.

Die Männer sollen sich wie Schauspieler verstellen. Darum heißt es in der nächsten Zeile: „But bear it as the Roman actors do“. Unverkennbar möchte Shakespeare durch das Stichwort “actors” eine gedankliche Verbindung zwischen der Kommunikation einerseits auf der Bühne und andererseits jener zwischen Bühne und Zuschauern herstellen.

Im internen Dramengeschehen stehen die Mörder unter Hochspannung. So erklärt sich eine Szene, von der Plutarch berichtet. Kurz vor dem Anschlag „näherte sich jemand Casca, der zu den Verschwörern gehörte, faßte ihn bei der Hand und sagte: ‚Du hast das Geheimnis vor uns verschwiegen, Casca, aber Brutus hat mir alles entdeckt‘.“ Casca erschrak darüber heftig, weil er glaubte, das Verdeckte sei nun offenbar geworden. Doch dann nahm die Geschichte, so Plutarch, doch eine ganz andere Wendung. Der Sprecher fügte lachend eine Anspielung auf Cascas neu gewonnen Reichtum hinzu und machte damit deutlich, dass beide etwas sehr Unterschiedliches unter dem sich nun als ambig erweisenden Wort „Geheimnis“ verstanden. Plutarch kommentiert dies mit dem Satz: „So nahe war Casca daran, daß er, durch eine Zweideutigkeit (amphibolía)28 getäuscht, das Geheimnis verraten hätte“ (Plutarch, Brutus 15).

In dieser kurzen Gesprächssituation beziehen die Interaktionspartner das hier unterspezifizierte Wort „Geheimnis“29 einen gefährlichen Moment lang auf zwei unterschiedliche Referenten: Der scherzende Sprecher auf Cascas dunkle Einnahmequellen, Casca selbst aber auf die unmittelbar bevorstehende Tat. In dieser Schrecksekunde hat Casca nicht die im Gespräch übliche Option, die Ambiguität (Amphibolie) aufzulösen und ganz einfach in einem Metagespräch offen nachzufragen: ‚Was meinst du mit Geheimnis?‘ Allein der Versuch, die Verstehensoptionen zu diskutieren, beiderseits den Bezug zu vereindeutigen, hätte in diesem Moment ein lebensgefährliches Risiko für den Verschwörer bedeutet.

Das Risiko ergibt sich aus den Möglichkeiten der Tatbewertung. Hätte sich Casca spontan geäußert, von der geplanten Tat als dem Geheimnis gesprochen, so hätte alles daran gehangen, wie der Gesprächspartner die Tötung bewertet. Brutus selbst spricht noch in der Nacht der Verschwörer von “a dreadfull thing” / „einer furchtbarn Tat“ (II,1,63), weil es sich um die Tötung eines wegen seiner unbestreitbaren Verdienste von allen geachteten, von vielen geliebten Menschen handelt. Die Bewertung schwankt. Dessen ist sich Brutus im Vorfeld durchaus bewusst. Geht es um ein gerechtfertigtes Opfer im Dienste des Erhalts der Republik oder um reines Abschlachten? Ist die Tat unumgänglich und aus Staatsraison notwendig oder ist sie einfach böse? Sind die Täter honorige Saubermänner mit edlen Motiven oder doch nur Mörder? Brutus denkt früh darüber nach: „Laßt Opferer uns sein, nicht Schlächter“, „dadurch wird notwendig unser Werk und nicht gehässig“30 und darum „wird man uns Reiniger, nicht Mörder nennen“ (II,1,165,177,179). Beim „Tyrannenmord“ (Plutarch, in: Floerke 1913, Anm. 15, Brutus 12) stehen immer positive und negative Evaluationsmöglichkeiten im Raum. Das Faktum selbst ist evaluationsambig. Diese Tatsache eröffnet später für Antony die Möglichkeit, der Verschwörerinterpretation des Mordes einen rhetorischen Gegenschlag zu versetzen.

3 Der pragmatische Rahmen der Antony-Rede

Die alle Intrigen und alle Kommunikationen in der Welt von Shakespeares Julius Caesar-Drama auslösende Tat geschieht im römischen Senat. Die Mörder drängen sich dort um den endlich zur Sitzung eintreffenden Caesar und töten ihn mit zahlreichen Dolchstichen. Chaos bricht aus, weil der Tötungsplan vorher geheim gehalten wurde, weil die Tatmotive nur den Mördern völlig klar sind und weil der Kriegsheld und unbestritten führende Staatsmann Caesar von der Mehrheit für unantastbar gehalten wurde. Insbesondere das Volk, der am Ende alles entscheidende Adressat, ist ratlos:

Men, Wiues, and Children, stare, cry out, and run,
As it were Doomesday. (III,1,97–98)

 

Männer, Weiber

Und Kinder blicken starr und schrein und laufen,
Als wär’ der Jüngste Tag.

Rhetorik ist die kommunikative Methode, unter unklaren Erkenntnisverhältnissen und unter den Bedingungen anstehenden Entscheidungszwanges eine mentale Orientierung zu geben. Das wissen die Täter, und darum wird Brutus als Haupt der Verschwörung von Cassius bedrängt, die kommunikative Initiative zu ergreifen, um der Lage eine Richtung zu geben. Dazu soll Brutus einen politischsymbolischen Akt vollziehen und, indem er die Rostra (die traditionelle öffentliche Rednertribüne des Senats auf dem Forum) besteigt, die Macht und damit auch die Deutungshoheit für das Geschehene übernehmen.

Cassi.
Some to the common Pulpits, and cry out
Liberty, Freedome, and Enfranchisement.
Bru.
People and Senators, be not affrighted:
Fly not, stand still: Ambitions debt is paid.
Cask.
Go to the Pulpit Brutus. (III,1,80–84)

 

Cassius:
Hin zu der Rednerbühne!31 Rufet aus:
Befreiung! Freiheit! Wiederherstellung!

Brutus:
Seid nicht erschrocken, Volk und Senatoren!
Flieht nicht! steht still! Die Ehrsucht hat gebüßt.
Casca:
Geht auf die Rednerbühne, Brutus!

Noch ehe Brutus den entscheidenden rhetorisch-politischen Akt vollziehen kann, taucht überraschend ein Diener des Antony auf, des engsten Freundes und Vertrauten Caesars. Antony hat ihn als Parlamentär vorgeschickt, um ein Unterwerfungsangebot zu machen. Brutus, der durch seine eigene grausame Tat emotional schwer angeschlagen ist, sieht darin eine Bestätigung dafür, dass seine Macht schon jetzt gefestigt sein dürfte, und reagiert mit der Milde eines Herrschers. Schon im Vorfeld hatte er alle Warnungen vor der Rache des Antony in den Wind geschlagen, hatte ihn geschont (II,1), und nun möchte er ihn auf seine Seite ziehen. Ja, in seiner Großmut gestattet er dem glaubhaft schwer getroffenen Antony sogar, den toten Freund Caesar in einem öffentlichen Leichenbegängnis zu würdigen. Brutus wird wieder gewarnt. Daher legt er, weil er – wie gesagt –glaubt, im Vollbesitz der Macht zu sein, für die Funeral-Zeremonie mehrere Bedingungen fest:

  1. Antony bekommt bis zur Zeremonie das Verfügungsrecht über die Leiche.
  2. Die Verschwörer dürfen in der Leichenrede nicht kritisiert werden, wofür bei Shakespeare das mehrdeutige Verb „to blame“ steht, das sich im Spektrum von ‚tadeln‘ bis ‚die Schuld geben‘ bewegt.
  3. Caesars Verdienste dürfen nach Gebühr gewürdigt werden. Dahinter steht vielleicht der römische Grundsatz für Funeralreden, dass man über Tote nur Gutes sagen soll (de mortuis nihil nisi bene).
  4. Antony soll die Macht des Brutus anerkennen, indem er ausdrücklich dessen Einverständnis mitteilt.
  5. Antony darf die Zeremonie nur unter den erlaubten Bedingungen gestalten.
  6. Brutus soll als erster reden, danach darf Antony auf derselben Rednerbühne sprechen:

Bru.
Mark Antony, heere take you Cæsars body:
You shall not in your Funerall speech blame vs,
But speake all good you can deuise of Cæsar,
And say you doo’t by our permission:
Else shall you not haue any hand at all
About his Funerall. And you shall speake
In the same Pulpit whereto I am going,
After my speech is ended. (III,1,244–251)

Brutus:
Hier, Mark Anton, nehmt Ihr die Leiche Caesars.
Ihr sollt uns nicht in Eurer Rede tadeln;
Doch sprecht von Caesar Gutes nach Vermögen
Und sagt, daß Ihr’s mit unserm Willen tut.
Sonst sollt ihr gar mit dem Begängnis nichts
Zu schaffen haben. Auf derselben Bühne,
Zu der ich jetzo gehe, sollt Ihr reden,
Wenn ich zu reden aufgehört.

Die letztgenannte Konzession wird sich als fatal erweisen. Antony tritt nach der Eröffnung der Zeremonie durch Brutus, die „according to the ancient custom of Rome“ ablief, wie es in Shakespeares direkter Quelle heißt,32 in die Rolle des Hauptredners der Funeralzeremonie ein, womit ihm ermöglicht wird, den Widerpart zu spielen. Er kann nun symbolisch gleichgestellt auftreten und den politisch-prominenten Redeplatz der Rostra auch für sich beanspruchen. Wenn das anwesende römische Publikum in die Lage versetzt wird, zwei Standpunkte zu prüfen, kann diese lokale oder proxemische Positionsäquivalenz (aus Sicht der Brutus-Partei) fälschlich als Gleichrangigkeit der Argumente gedeutet werden. Brutus beachtet dies jedoch nicht. Er verstärkt die Gefahr für sich und seine Parteigänger in völliger Verkennung der tatsächlichen Haltung des Antony noch dadurch, dass er abgeht und ihm beim Leichenbegängnis das Feld ganz überlässt, somit die Erklärungshoheit über das Geschehene einräumt und sogar sein Leben den letztendlich aus der Antony-Leichenrede ableitbaren Schlussfolgerungen unterwirft. Als Antony mit der Leiche Caesars zur Zeremonie erscheint, ruft Brutus dem Publikum diese selbstmörderischen Worte zu:

Heere comes his Body, mourn’d by Marke Antony, who though he had no hand in his death, shall receiue the benefit of his dying, a place in the Comonwealth, as which of you shall not. With this I depart, that as I slewe my best Louer for the good of Rome, I haue the same Dagger for my selfe, when it shall please my Country to need my death. (III,2,41–47)

 

Hier kommt seine Leiche, von Mark Anton betrauert, der, ob er schon keinen Teil an seinem Tode hatte, die Wohltat seines Sterbens, einen Platz in der Gemeinschaft unsres Staats, genießen wird. Wer von euch wird es nicht? Hiermit trete ich ab: wie ich meinen besten Freund für das Wohl Roms erschlug, so habe ich denselben Dolch für mich selbst, wenn es dem Vaterland gefällt, meinen Tod zu bedürfen.

Mit diesen Worten sagt einer aufgrund von Sorglosigkeit und überheblichem Vertrauen auf die eigene Redekraft, die Antony dann aber mit seiner oratio funebris in die Schranken weisen wird, seinen von ihm selbst heraufbeschworenen Abtritt von der politischen Bühne Roms voraus.

Shakespeare hat die Forumsreden des Brutus und des Antony in den dritten Akt und damit in die Mitte der gesamten, fünfaktigen Dramenhandlung gesetzt. Damit werden die Redeereignisse zugleich zur Peripetie des Geschehens und führen zum Umschlagen der Geschehensausrichtung. Bewirkt wird dies alles durch die Macht der Rede, so Shakespeares Konstruktion. Als das öffentliche Leichenbegängnis auf dem Forum eröffnet wird, zeigt sich, dass Antony die ideale rhetorische Ausgangslage vorfindet. Die Bürger sind desorientiert, schwanken, sind unsicher, daher emotional erregt und aggressiv wie beim schrecklichen und unvorhergesehenen Verlust eines nahen Verwandten. “We will be satisfied: let vs be satisfied.”/„Wir wollen Rechenschaft, legt Rechenschaft uns ab!“ (III,2,1) rufen die Bürger, denen Shakespeare nun eine wichtige Protagonistenrolle zugesteht.

Das Volk ist skeptisch und befindet sich in innerem Zweifel bezüglich der Berechtigung des Tyrannenmordes. Daher sind die Bürger Roms froh, dass zwei Rechtfertigungsreden, eine von Cassius und eine von Brutus, an verschiedenen Plätzen gehalten werden, sodass man dann die Gründe vergleichen kann, um Klarheit bei der Bewertung des Geschehens zu erlangen. Brutus spricht die Zuhörer seiner Rede zunächst als Römer an, dann als Landsleute, und schließlich als Freunde: “Romans, Countrey-men, and Louers!”/„Römer! Mitbürger! Freunde!“ (III,2,13). Damit appelliert er schon in der Anrede vorrangig an das staatsbürgerliche Bewusstsein. Er schließt zwei klassische Exordialtopoi an, nämlich die Aufforderung zur Aufmerksamkeit (attentum parare) und einen Hinweis auf seine Autorität (auctoritas). Er akzentuiert das Redner-Ethos (also sein Image), wie es Aristoteles gefordert hatte, mithin die Beglaubigung der Argumente durch die Rednerpersönlichkeit, indem er auf sich verweist und sagt: “Beleeue me for mine Honor, and haue respect to mine Honor, that you may beleeue.” / „Glaubt mir um meiner Ehre willen und hegt Achtung vor meiner Ehre, damit ihr glauben mögt“ (III,2,14–16).

Es gehört zu Shakespeares dramaturgischem Kalkül, dass dieser starke Selbstimage-Akzent Brutus am Ende den Kopf kosten wird. Denn auch Antony, der in diesem Moment vielleicht noch nicht auf dem Platz ist, wird kurz danach diese allen bekannte Ehrenhaftigkeit des Brutus und damit die Personalisierung des Geschehens erbarmungslos zum Hebel seiner Attacke auf die Verschwörer machen.

Brutus aber meint vor Beginn der Zeremonie, gute Gründe für diesen Einstieg zu haben. Er selbst stammt nämlich aus jener alten römischen Familie, deren Ahnherr Brutus schon vor Jahrhunderten durch den Königsmord an Tarquinius die Monarchie beseitigt und die römische Republik errichtet hat. Unter Bezug hierauf hat man den gegenwärtigen Caesar-Ziehsohn Brutus ja vor der Tat auch in anonymen Briefen entsprechend attackiert: „Brutus, du schläfst. Erwach und sieh dich selbst!“ oder „Sprich, schlage, stelle her!“ (II,1,46 und 47),33 soll heißen: Verhindere Caesars Monarchie-Pläne und stelle die Republik wieder her. Entsprechend fällt dann auch das Hauptargument in der nun folgenden Begründungsrede des Brutus aus (III,2,12–34): Die Liebe zum Vaterland geht über die Liebe zur Person Caesars. Aber auch mit dieser Argumentation tut sich Brutus keinen Gefallen, weil er seine ganze Argumentation auf ein Abwägen von Emotionen ausrichtet: Soll man sein Land oder eine außergewöhnliche Person, wie Caesar eine war, mehr lieben? Warum also der Mord? Brutus antwortet auf diese im Raum stehende Frage: “Not that I lou’d Cæsar lesse, but that I lou’d Rome more.” / „nicht weil ich Caesarn weniger liebte, sondern weil ich Rom mehr liebte“ (III,2,21–22). Oder “As Cæsar lou’d mee, I weepe for him; as he was Fortunate, I reioyce at it; as he was Valiant, I honour him: But, as he was Ambitious, I slew him. There is Teares, for his Loue: Ioy, for his Fortune: Honor, for his Valour: and Death, for his Ambition.” / „Weil Caesar mich liebte, wein’ ich um ihn; weil er glücklich war, freue ich mich, weil er tapfer war, ehr’ ich ihn; aber weil er herrschsüchtig war, erschlug ich ihn. Also Tränen für seine Liebe, Freude für sein Glück, Ehre für seine Tapferkeit, und Tod für seine Herrschsucht!“ (III,2,24–28) In dieser Art und Weise findet die ganze Rechtfertigung statt. Brutus serviert jeweils mehrere Gründe, um Caesar zu lieben, aber am Ende immer nur einen einzigen, der den Mord rechtfertigt. Wird diese Argumentation durchschlagen, die letztlich auf eine Gefühlswaagschale mit unterschiedlich starken Gewichten setzt?

Für den Moment scheint es zu gelingen. Das Volk lässt Brutus hochleben, man will ihn im Triumph nach Hause begleiten und als neuen Caesar feiern. Das Volk ruft: “Cæsars better parts, Shall be Crown’d in Brutus.”/„In Brutus krönt ihr Caesars bess’re Gaben“ (III,2,51). Brutus geht unter solchen Bekundungen allein vom Platz. Hätte er dem Triumphzug zu seinem Haus zugestimmt, wäre wohl alles zu seinen Gunsten verlaufen, denn als neuer Caesar hätte er den alten Caesar nicht mehr fürchten müssen. Diesen aber lässt nun Antony in seiner Rede rhetorisch wieder auferstehen, und genau das wird die Zustimmung zur Tat in ihr Gegenteil verkehren und nach Volkes Meinung den vermeintlichen Helden in den eigentlichen Verräter am Volk verwandeln.

4 Disposition der Antony-Rede

Antony baut seine Rede nach dem üblichen Redeschema auf, wobei die Eingangsteile freilich sehr kurz ausfallen.

  1. Er beginnt die Redeeröffnung (Exordium) mit der von Brutus bekannten Anrede ans Publikum. Freilich gibt es eine signifikante Abweichung. Antony stellt mit der ersten Anredevariante „friends“ den Appell an Liebe und persönliche Beziehung voran, anders als Brutus; erst dann werden die Adressaten auch als Staatsbürger angesprochen. Bei ihm heißt es: “Friends, Romans, Countrymen”/ „Mitbürger! Freunde! Römer!“ (III,2,74). Es folgt der bekannte Aufmerksamkeits-Exordialtopos: “lend me your ears”/ „hört mich an“ (III,2,74).
  2. Die sofort folgende Ankündigung des Redeanliegens (Petitio) steckt in seiner Hervorhebung der Redegattung. Es soll eine Funeralrede werden (Eybl 1996), wie es Brutus gewünscht hatte, und nicht etwa ein Panegyricus, ein überschwängliches Herrscherlob: “I come to bury Cæsar, not to praise him”/ „Begraben will ich Caesarn, nicht ihn preisen.“ (III,2,75). Damit wird eine Erwartungshaltung stimuliert, die dann im weiteren Verlauf gezielt konterkariert wird. Im eintretenden Gattungsbruch, im Umschlagen in eine Anklagerede gegen Brutus, die auch Lobelemente für Caesar enthält, wird die Rede gattungsambig. Das ist von Antony vorprogrammiert.
  3. Nun schließt sich eine knappe, in Gerichtsreden übliche Sachverhaltsdarstellung (Narratio) an, die als solche bereits einen Hinweis auf den genannten Gattungsumschwung in Richtung Anklagerede darstellt. Antony beginnt diesen kurzen Abschnitt mit einer allgemeinen Sentenz zum Charakter der Erinnerung am Grab:

    The euill that men do, liues after them,
    The good is oft enterred with their bones (III,2,76–77).

     

    Was Menschen Übles tun, das überlebt sie;
    Das Gute wird mit ihnen oft begraben.

     

    Damit ist implizit eine Frage aufgeworfen: Soll diese Sentenz auch für Caesar gelten? Das gibt dem Publikum gleich zu Beginn der Rede doch zu denken. Zunächst geht Antony aber kurz weiter auf den Sachverhalt ein, wie es die Narratio als Teil der Gerichtsrede fordert. Im Sinne der gerade gehörten Sentenz habe Brutus auch Caesar angeklagt und ihn der Herrschsucht bezichtigt. Das aber sei in der Tat, wenn es denn stimme, ein schweres Vergehen. Damit wird wie in einem Gerichtsprozess rückblickend das Handeln eines Menschen zum Gegenstand der Argumentation erhoben. Geschickt wird die Gattung gewechselt. Aus einer Funeralrede, die eigentlich den Toten nur zu würdigen hat, wird im Abgleich der kontroversen Beurteilungen eine Art Gerichtsrede (zu diesem Aspekt der Antony-Rede Knape 2000, 17–20).

  4. Antony wechselt das Thema und erfüllt eine Auflage des Brutus. Dieser hatte ihm in seiner vierten Bedingung abverlangt, in der Leichenrede ausdrücklich die von den vermeintlich neuen Herrschern erteilte Lizenz anzusprechen.
  5. Was jetzt folgt, ist besonders wichtig: Antony geht zu einer Reihe von Aussagen über den toten Caesar über, die bezüglich des Verhandlungsgegenstands Caesar Beweischarakter annehmen. Als erstes tritt Antony selbst als Zeuge dafür auf, dass Caesar „gerecht und treu“ war.
  6. Nächster Punkt: Caesar brachte reiche Kriegsbeute nach Rom.
  7. Caesar erbarmte sich der Armen.
  8. Caesar hat die Königskrone als Symbol der Alleinherrschaft abgelehnt.
  9. Das Volk liebte Caesar. An dieser Stelle lässt Shakespeare zum ersten Mal das Volk mit zustimmend-emotionalen Zwischenrufen zu Wort kommen.
  10. Caesar hinterließ ein Testament zugunsten des Volkes. Antony hebt hier die Spannung durch Redeabbruch (Aposiopese) an. Er zögert ab jetzt die Eröffnung des Testaments hinaus. Das Publikum soll ja eigentlich nicht zu irrationalen Reaktionen gebracht werden, so die Prätention. Die Paralipse, also das angebliche Verschweigen aus Verantwortung fürs Volk, zeitigt die gewünschte Wirkung. Es bringt das Publikum endgültig in Wallung. Die emotionalen Reaktionen des Volkes beginnen sich zu häufen.
  11. Antony schreitet zum rhetorischen Mittel der Evidenz, indem er nach der Lehre der Rhetorik die Indizien des Mordes vorzeigt, d.h. die Leiche und das blutdurchtränkte Gewand Caesars, und sodann den Mord noch einmal drastisch nacherzählt. Im gemeinsamen Schmerz formuliert Antony die Schlussfolgerung: Als Caesar fiel, “Then I, and you, and all of vs fell downe.”/„da fielet ihr; wir alle fielen“ (III,2,189). Die Erregung des Publikums ist kaum mehr zu zügeln.
  12. Antony fügt als weiteres retardierendes Element mit der Humilitätsgeste einen klassischen Topos ein: “I am no Orator, as Brutus is”/„Ich bin kein Redner, wie es Brutus ist“ (III,2,210). Dann die Steigerung: Caesars Wunden sollen für sich selbst sprechen und zum „Aufstand“ /„Mutiny“ (III,2,223) auffordern.
  13. In der allgemeinen Erregung setzt Antony zum Schlussakkord an. Er eröffnet jetzt endlich das Testament und teilt mit, dass Caesars Besitz den Bürgern vermacht worden ist. Jeder soll Geld bekommen und jeder darf ab jetzt Caesars Privatanwesen zum Vergnügen besuchen. Das Publikum ist hingerissen.
  14. Die von der Rhetorik vorgesehene Conclusio am Schluss der Rede besteht im vorliegenden Fall aus einer kurzen und knappen, nun endgültig positiven Schlussfolgerung aus dem Beweisgang, die sich auf die angeblich verbrecherische Person Caesars bezieht:

    Heere was a Cæsar: when comes such another? (III,2,243)

     

    Das war ein Caesar: wann kommt seinesgleichen?

     

    Beim jüngeren Plutarch wird der eruptive Ausgang der Ereignisse in kurzen Worten beschrieben. In Shakespeares entsprechender englischer Quelle lautet diese Passage:

     

    Therewithall the people fell presently into such a rage and mutinie, that there was no more order kept amongest the common people. For some of them cryed out, kill the murtherers: others plucked up formes, tables, and stalles about the market place, as they had done before at the funeralls of Clodius, and having layed them all on a heape together, they set them on fire, and thereuppon did put the bodye of Caesar, and burnt it in the middest of the most holy places. And furthermore, when the fire was thoroughly kindled, some here, some there, tooke burning fire brands, and ranne with them to the murtherers houses that had killed him, to set them a fire (North 1579).

     

    Bei Plutarch selbst liest sich dies in der deutschen Übersetzung wie folgt:

     

    Jetzt sah man nichts mehr in Ordnung vor sich gehen, sondern die einen schrien, man solle die Mörder erschlagen, die anderen rissen – wie es vordem nach der Ermordung des Demagogen Clodius geschehen war – aus den Werkstätten die Bänke und Tische heraus, trugen sie an eine Stelle zusammen und schichteten einen riesigen Scheiterhaufen, legten den Leichnam darauf und verbrannten ihn. – Als das Feuer aufloderte, kamen von da und von dort Leute gelaufen, zerrten halbverbrannte Holzstücke heraus und rannten damit zu den Häusern der Mörder, um sie anzustecken (Plutarch, Brutus 20).

5 Ambiguität als intendierte rhetorische Produktivkraft in der Antony-Rede

Aristoteles nennt drei Faktoren, die im Redemoment alles bewirken: Ethos (Redner-Image), Pathos (Adressaten-Affekte) und Logos (der Redetext inklusive seiner argumentativen Struktur). Auch Ethos und Pathos sind redetextinduziert, d.h. sie müssen durch die Rede artikuliert werden:

Von den durch die Rede (den lógos) geschaffenen Überzeugungsmitteln (písteis) gibt es drei Arten: Sie sind zum einen im Charakter (ēthos) des Redners angelegt, zum anderen in der Absicht, den Zuhörer in eine bestimmte Gefühlslage zu versetzen, zuletzt im Redetext (im lógos) selbst, indem man etwas nachweist oder zumindest den Anschein erweckt, etwas nachzuweisen (Arist. Rhet. 1,2,3; Übers. leicht abgewandelt nach Krapinger 1999).

Im rhetorischen Handeln gelten für alle drei Komponenten die Voraussetzungen der oben bereits genannten Situativik, deren wichtigste Bedingung darin besteht, dass jeder Effekt in der Flüchtigkeit des Ereignismoments hervorgerufen werden muss. „Für den Logos, also den mündlich vorzutragenden Redetext bedeutet das, in ihm Strukturen zu schaffen, die auf die Wahrnehmungs- und Kognitionsgrenzen der Hörer Rücksicht nehmen. Das Ephemere (Nicht-Persistente), sodann das im zeitlichen Vortragsablauf rasant Lineare sowie das in der logischen Abfolge und Argumentation Sequenzielle des in die mündliche Performanz gestellten Redetextes verlangen nach Eichung des Logos auf das Momentane und die realen Auffassungsmöglichkeiten der hörenden Adressaten, auch wenn der Text vorher schon ausgearbeitet wurde. Daher reicht es etwa beim Argumentieren, wenn die rhetorische Schwester des Syllogismus, das Enthymem (eigens für dieses Setting vorgesehen), mit seinen wahrscheinlichen Prämissen im aktuellen Redeereignis plausibel ist. Situationsgeeichtheit schwebt Aristoteles natürlich auch bei den beiden anderen Beweisinstrumenten Ethos und Pathos vor“ (Knape 2010, 26).

All dies kann und muss sich Antony zu Nutze machen, um sein Ziel zu erreichen, nämlich die durch Brutus erzeugte Klärung der Lage, die von ihm dem Geschehen zugesprochene Bedeutung, seine Argumentation und die von ihm gegenüber den Verschwörern erzeugte positive Stimmung umzudrehen. Um darin zu reüssieren, ist zunächst neuerliche Verunklärung und Verunsicherung vonnöten, um sodann eine Gewissheit an deren Stelle zu setzen. Im Folgenden soll en détail untersucht werden, wie ihm dies gelingt, und welche Rolle dabei die Ambiguierung spielt.

5.1 Sprachliche und rhetorische Mittel der ersten Redephase

Die Rede von Antony lässt sich in zwei Hauptphasen einteilen: Erstens die Phase der Verunsicherung durch Ambiguierung (III,2,74–118) und zweitens die Phase der rhetorisch motivierten, also persuasiv orientierten Emotionalisierung und Anstiftung zum Aufruhr (III,2,119–243).

Welche sprachlichen und rhetorischen Mittel setzt Antony in der ersten Phase ein? Für eine genauere Analyse ist es nützlich, sich zunächst noch einmal die Ausgangslage ins Gedächtnis zu rufen: Brutus hat verschiedene Bedingungen für die Rede von Antony aufgestellt. Die beiden wichtigsten sind, dass Antony Brutus und seine Freunde nicht beschuldigen darf (“You shall not in your Funerall speech blame vs”/„Ihr sollt uns nicht in Eurer Rede tadeln“, III,1,245) und dass er über Caesar nur Gutes sagen darf und soll („But speake all good you can deuise of Cæsar“ III,1,246). Antony unterwirft sich textlich dem Literalsinn nach allen Restriktionsbedingungen, die ihm Brutus für die Funeral-Zeremonie auferlegt, erzeugt aber kotextlich so viele Zweideutigkeiten und entsprechend viele Interpretationsspielräume, dass der Literalsinn in sich zusammenbricht.

Nach der Begrüßung des Volkes macht Antony unmittelbar klar, was er nicht tun will: “I come to bury Cæsar, not to praise him”/„Begraben will ich Caesarn, nicht ihn preisen“ (III,2,75). Damit scheint er sich ganz auf die Linie des Brutus eingelassen zu haben. Das wird durch seinen Einstieg in die Argumentation unterstrichen. Antony nimmt den Hochverratsvorwurf von Brutus gegen Caesar wieder auf.

The Noble Brutus,

Hath told you Cæsar was Ambitious (III,2,78–79).

 

Der edle Brutus

Hat euch gesagt, daß er voll Herrschsucht war.34

Schon der erste Kommentar, der nun auf diese erste Brutusfestellung folgt, macht klar, dass Antony die Behauptungen des Brutus zwar referieren, aber nicht für sich stehen lassen will. Antony zeigt seine Rednergabe, indem er die scheinbar gegebenen Sachverhalte so darstellt, dass sie von unterschiedlichen Perspektiven betrachtet werden, unterschiedliche Interpretation erfahren können (intendierte Ambiguität der sprachlichen Äußerung, die auf die Sache zurückschlägt). Er thematisiert den Vorwurf, stellt ihn dann aber in Frage, indem er einen Konditionalsatz im Subjunktiv mit einem prädikativen anaphorischen Bezug „so“ verwendet, der nicht eindeutig aufzulösen ist.

If it were so, it was a greeuous Fault,
And greeuously hath Cæsar answer’d it. (III,2,80–81)

 

Und war er das, so war’s ein schwer Vergehen,
Und schwer hat Caesar auch dafür gebüßt.

Die Proform so, die sich im allgmeinen auf die Wahrheit der Antezedensproposition bezieht, kann sich in diesem konkreten Fall entweder auf die eingebettete Proposition “Cæsar was Ambitious” oder die einbettende Proposition “The Noble Brutus, Hath told you Cæsar was Ambitious” beziehen. Je nach dem, wie die Proform aufgelöst wird, bezieht sich das darauffolgende Pronomen it auf ihren Inhalt.

Die Formel “if it were so” erlaubt Antony, den Vorwurf als eine äußerst unwahrscheinliche Möglichkeit zu markieren und sich selbst von diesem Vorwurf zu distanzieren „wenn dies denn so wäre, dann war es ein schwerer Fehler“.35 Und schon angedeutet, beginnt hier das Spiel mit den Pronomina, für die man, da sie ja Anaphorika sind, den Bezug immer erst suchen muss. Neben dem so steht hier das it zur Disposition:

If it were so,
it was a greeuous Fault.

Das it kann sich auf Caesars Herrschsüchtigkeit beziehen oder auf die Tatsache, dass Brutus diesen Vorwurf formuliert hat (und damit einen schweren Fehler begangen hätte), oder einfach auf ein unspezifisches Ereignis im Vorgängertext. Den einzigen Beweis für die Glaubwürdigkeit des Vorwurfs sieht Antony in dem von Brutus zuvor auch selbst eingeführten Autoritätsargument, das da lautet: ‚Der Vorwurf stimmt, weil ich ein ehrenwerter Mann bin‘. Diesen Bezug hängt Antony an, setzt ihn gewissermaßen in Parenthese, und unterstreicht damit die prosodische und syntaktische Disintegration der Autoritätsaussage. Dies bildet den ersten Hinweis auf die kritische Distanzierung Antonys gegenüber dem Inhalt der Kernaussage:

(For Brutus is an Honourable man,
So are they all; all Honourable men) (III,2,83–84)

 

(Denn Brutus ist ein ehrenwerter Mann,
Das sind sie alle, alle ehrenwert).

Die Formel “So are they all; all Honourable men” stellt ein weiteres Stilmittel dar, das Antony erlaubt, das eine zu sagen und das andere zu meinen. Die durch das bereits bekannte Wörtchen „so“ eingeleitete Inversion verschleiert auf der Oberfläche die reine Wiederholung des quantifizierten Ausdrucks “all Honourable men”. Doch diese Äußerung wird als “they are all honourable, all honourable men” aufgelöst, die als emphatische Übertreibung wahrgenommen und als Hinweis auf eine weitere Bedeutungsebene interpretiert wird. Später wird diese Formel ironisch wiederverwendet.

Die erste Phase der Antony-Rede ist von einer gleich zu Beginn eingesetzten antithetischen Dreigliedrigkeitsfigur der Argumente gekennzeichnet, deren Komponenten man folgendermaßen angeben kann:

A: Brutusthese (Vorwurf),

B: ironisch-zweideutiger Antony-Kommentar (Gegensatz),

C: ironisch-zweideutige Stützung durch den Hinweis auf Brutus’ Honorigkeit als Autoritätsbeweis (zunehmend als ironisch empfundenes Backing).

In der ganzen ersten Redephase wird diese Argumentendreigliedrigkeit zum Exerzierfeld einer gründlichen Dekonstruktion der Brutus-Legitimation, die als sichere Ausgangslage im Raum steht. Antony lenkt damit immer mehr in eine Argumentationsweise über, wie sie in Gerichtsprozessen üblich ist (Beweisprüfung). Er führt unterschiedliche Belege und Indizien an, die die Zeugen, hier das Volk, an der Richtigkeit der Brutus-Auslegung der Situation zweifeln lassen sollen. Das Ziel ist die Umkehrung der Vorzeichen in den beiden Kernaussagen „Brutus is an honourable man“ und „Cæsar was ambitious“. Das Volk soll am Ende der Rede „Brutus is not an honourable man“ und „Cæsar was not ambitious“ verstehen. Dies gelingt Antony durch die sprachlichen und rhetorischen Mittel der Ambiguierung, also Ironisierung, Distanzierung und den Einsatz von Paralipsen/Praeteritiones, Ellipsen und rhetorischen Fragen.

Das erste Kontrastargument, das Antony einbringt, beruht auf persönlicher Erfahrung und ist daher sehr emotional gefärbt. Im Gerichtsprozess hätte diese Feststellung vielleicht den Status einer Zeugenaussage zum Leumund des Beschuldigten:

He was my Friend, faithfull, and iust to me (III,2,86).

 

Er war mein Freund, war mir gerecht und treu.

Die Gegenaussage jedoch kommt von Brutus, der sich auf seine Honorigkeit stützt:

But Brutus sayes, he was Ambitious,
And Brutus is an Honourable man. (III,2,87–88)

 

Doch Brutus sagt, daß er voll Herrschsucht war,
Und Brutus ist ein ehrenwerter Mann.

Die Konjunktion but im Englischen ist ambig und kann zweierlei markieren: Kontrast zu der vorangegangenen Proposition oder eine entgegengesetzte Sprechermeinung. Letzteres kommt in der deutschen Übersetzung „Doch Brutus sagt, dass er voll Herrsucht war; und Brutus ist ein ehrenwerter Mann“ zum Ausdruck. Die unmittelbare Interpretation dieser Sätze lautet, dass Antony die Meinung von Brutus nicht teilt. Gleichzeitig tritt eine Verunsicherung bei der Interpretation im Hörverstehen hinzu, da sich die pronominale Referenz von he auch auf Brutus selbst beziehen könnte. Auch hier ist es also die Pronominalambiguität, die Antony gezielt verwendet. Auf wen referiert das he?

Brutus sayes he was Ambitious

Diese Strategie der Ambiguierung und Ironisierung wird in den folgenden Wiederholungen der Formel noch deutlicher. Die Formulierung lässt für sich genommen offen, ob sich das Prädikat „herrschsüchtig“ möglicherweise nicht auch auf Brutus bezieht (cf. unsere Diskussion unten zu III.2,98–100).

Antony fährt in der Beweisprüfung fort: Er führt drei Indizien an, die eindeutig belegen sollen, dass Caesar nicht herrschsüchtig war. Das erste besteht darin, dass Caesar Reichtum nach Rom gebracht hat, wie in den Versen 89–91 beschrieben:

He hath brought many Captiues home to Rome,
Whose Ransomes, did the generall Coffers fill:
Did this in Cæsar seeme Ambitious? (III,2,89–91)

 

Er brachte viel Gefangne heim nach Rom,
Wofür das Lösegeld den Schatz gefüllt.
Sah das der Herrschsucht wohl am Caesar gleich?

Die Frage „Did this in Cæsar seeme Ambitious?“ in Vers 91 sieht aus wie eine echte Frage, die im Prinzip mit ja oder nein beantwortet werden kann. Da Antony die Frage direkt an das Volk stellt, scheint es so, als bitte er es über den Sachverhalt did or didn’t Cæsar seeme Ambitious zu entscheiden. Tatsächlich ist es aber so, dass es sich dabei um eine rhetorische Frage handelt, die zwar auf der Oberfläche die syntaktische Form einer Ja/Nein-Frage hat, aber wie alle rhetorischen Fragen nur eine camouflierte Aussage (nein, er ist es nicht) darstellt. Die Verwendung dieses Fragetyps ambiguiert, verunsichert und emotionalisiert.

Das zweite Indiz, das Antony anführt, betrifft eine Verallgemeinerung, dass nämlich Herrschsucht durch Härte und nicht durch Emotionalität gekennzeichnet ist.

When that the poore haue cry’de, Cæsar hath wept:
Ambition should be made of sterner stuffe. (III,2,92–93)
Wenn Arme zu ihm schrien, so weinte Caesar:
Die Herrschsucht sollt’ aus härterm Stoff bestehn.

Zum dritten Mal folgt nun die Formel „Yet Brutus sayes, he was Ambitious: And Brutus is an Honourable man“, die wieder die Distanzierung von Antony signalisiert. Immer deutlicher wird inzwischen die Möglichkeit der Uminterpretation des Pronomens suggeriert, und zwar dahingehend, dass Brutus selbst, der gerade zur Macht gekommene Nachfolger Ceasars, herrschsüchtig war („he was Ambitious“).

Das dritte und letzte Indiz betrifft das Ereignis, bei dem die Bürger selbst als Zeugen anwesend waren. Antony hat Caesar dreimal die Krone angeboten, und dreimal hat Caeser das Angebot abgelehnt. Es folgt wiederum eine rhetorische Frage „Was this Ambition?“ an das Volk, wodurch ihm, wie den Zeugen im Zeugenstand, anscheinend das Recht eingeräumt wird, die Bewertung des Ereignisses selbst vorzunehmen.

Which he did thrice refuse. Was this Ambition?
Yet Brutus sayes, he was Ambitious:
And sure he is an Honourable man. (III,2,98–100)

 

Die dreimal er verweigert. War das Herrschsucht?
Doch Brutus sagt, daß er voll Herrschsucht war,
Und ist gewiß ein ehrenwerter Mann.

Hier folgt also zum vierten Mal die Formel „Yet Brutus sayes, he was Ambitious“, doch es gibt zwei kleine Abweichungen in der Fortführung. Die Formel wird jetzt von der gewissheitsmarkierenden Partikel „sure“ begleitet, die jedoch in dieser Konstellation der Übertreibung nur als ein Ironiemarker gelesen werden kann (vgl. hierzu auch Jakobson 2007 (11960), 200). Hinzu kommt, dass die Formel nun zwei Pronomen „he was Ambitiuous“ und „he is an Honourable man“ dicht aufeinander verwendet werden, was entsprechend gängiger Anaphernresolutionstheorien eine koreferente Interpretation nahelegt: Brutus war herrschsüchtig und ist kein ehrenwerter Mann.

Mittlerweile ist den Hörern immer klarer geworden, dass die bei einer Funeralrede übliche Hervorkehrung der guten Taten eines Verstorbenen durch das von Antony gewählte antithetische und kommentierende Dreischrittverfahren zum Vernichtungsschlag für die Position des Brutus geworden ist. Die scheinbare Gewissheit des Beginns ist abgebröckelt. Aber noch fehlt die emotionale Krönung.

Antony bleibt beharrlich bei der vordergründigen Einhaltung aller Restriktionsbedingungen für seine Rede. Doch die Subversion geht ausgerechnet damit weiter, dass er diese Einhaltung der Auflagen und die Korrektheit seines Vorgehens thematisiert:

I speake not to disprooue what Brutus spoke,
But heere I am, to speake what I do know (III,2,101–102).

 

Ich will, was Brutus sprach, nicht widerlegen;
Ich spreche hier von dem nur, was ich weiß.

Antony verwendet hier äußerst geschickt die rhetorische Figur der Paralipse/ Praeteritio, also die Kundgabe der Absicht, gewisse Dinge auszulassen, um sie dabei gleichzeitig zu nennen und hervorzuheben (Lausberg 1990, 436, Harjung 2000, 324f.). In diesem Sinn sagt Antony, er wolle Brutus keineswegs widerlegen, um damit im selben Moment den hermeneutischen Schlüssel für die Interpretation seiner Äußerungen zu liefern (Ironiesignal). Antony behauptet, aus einem anderen Grund zu sprechen: „Ich spreche hier von dem nur, was ich weiß“. Das Verb „know“ enthält eine Faktivitätspräsupposition, die sich auf Tatsachen bezieht. Dies legt die Interpretation nahe, dass das, was Antony weiß, im Gegensatz zu dem steht, was Brutus sagte. Damit ist es Antony gelungen, genau das zu tun, was er vorgab, nicht zu tun, nämlich die Glaubwürdigkeit dessen, was Brutus sagte, in Frage zu stellen. Antony verwendet die rhetorische Figur der Paralipse oder Praeteritio hier und später in unterschiedlichen Konstruktionen (bspw. Negationskonstruktion, Konditionalsätze). Er sagt, was er nicht tun will, kontrastiert diese Negation mit dem, was er tun will, und hat dadurch genau den performativen Sprechakt vollzogen, den er vorgab, nicht zu verfolgen. Im vorliegenden Fall wird die Widerlegung des Brutus als solche indirekt gekennzeichnet, die Argumentation mit dem Kalkül der Zweideutigkeit geführt, wenn es sie denn noch gab, und der Vorgang als Zwischenstufe abgeschlossen.

Der letzte Schritt zum Abschluss der ersten Redephase fehlt aber noch. Er besteht in einer starken Emotionalisierung der Bürger. Antony appelliert an die Überbleibsel jener Zuneigung zu Caesar, die sie einst für ihn empfanden. So wird wiederum antithetisch ein Gegensatz von Liebe als wahrem Urteil (Antony: „My heart is in the Coffin“; 107) und jener Rationalität des Brutus aufgebaut, die zu einem fragwürdigen Urteil und zur Tötung Caesars geführt hat.

O Iudgment! thou are fled to brutish Beasts,
And Men haue lost their Reason. (III,2,105–106)

 

O Urteil, du entflohst zum blöden Vieh,
Der Mensch ward unvernünftig!

Diese Verse 105/106 enthalten eine Reihe von sprachlichen Mitteln, die der strategischen Ambiguierung dienen.36 Schon die eröffnende Exklamation “O Iudgment”/“Oh Urteil“ legt durch ihre spezifische prosodische Realisierung eine ironische Interpretation nahe. Auf unwillkürliche Assoziationen setzt auch der Ausdruck „brutish Beasts“, der die Möglichkeit bietet, in der Flüchtigkeit der Rede homophon als ‚Brutus Beasts‘ verstanden zu werden.37 Damit wird eine konnotative Semantik aufgebaut, die Brutus demontieren soll. Hierzu zählt auch die Phrase “Men haue lost their Reason”, die durchaus ambig ist und je nach Kontext einerseits bedeuten kann, dass die Männer ihre Vernunft verloren haben, oder andererseits, dass sie ihren Grund, z.B. für einen Mord, verloren haben. Dies lässt sich im Zusammenhang mit Antonys Beweisprüfung leicht auf Brutus und seine Freunde beziehen.

Der Aufruf “Beare with me.”/„Habt Geduld!“ (106) dient der Emotionalisierung. Dann legt Antony eine Pause ein. Er stellt der längst in Zweifel gezogenen Rationalität der Brutusanhänger die wahre Beurteilung der Lage durch das Herz (Metonymie für die Verbindung von Liebe und Denkvermögen), das sich bei Caesar befindet, gegenüber:

My heart is in the Coffin there with Cæsar,
And I must pawse, till it come backe to me. (III,2,107–108)

 

Mein Herz ist in dem Sarge hier beim Caesar,
Und ich muß schweigen, bis es mir zurückkommt.

Antony schließt an den Tropus der Herz-Metapher und der Sarg-Metonymie sofort eine weitere rhetorische Figur an, die Aposiopese (Redeabbruch). Von lauter Rührung überwältigt, kann er nicht weitersprechen. Jetzt ist alles nur noch Emotion. Und dies wie auch die gesamte Wirkung der Verunsicherungsstrategie spiegeln sich sogleich in den Zwischenrufen des Volkes wider, die die mentale Neuorientierung, die man in der Rhetorik Persuasion nennt, vollzogen zu haben scheinen. Die Bürger folgen den Argumenten von Antony und erkennen darin einen Sinn.

1

Me thinkes there is much reason in his sayings. (III,2,109)

 

Erster Bürger:
Mich dünkt, in seinen Reden ist viel Grund.

Die Bürger schließen aus der Rede von Antony, dass Caesar zu Unrecht getötet wurde, und dass Brutus kein angemessener Nachfolger ist.

2

If thou consider rightly of the matter,
Cæsar ha’s had great wrong.

 

3

Ha’s hee Masters? I feare there will a worse come in his place. (III,2,110–112)

 

Zweiter Bürger:
Wenn man die Sache recht erwägt, ist Caesarn
Groß Unrecht widerfahren.
Dritter Bürger:

Meint ihr, Bürger?

Ich fürcht’, ein Schlimmrer kommt an seine Stelle.

Der ursprüngliche Vorwurf des Brutus gegen Caesar ist entkräftet, die Bürger schließen, dass Caesar nicht herrschsüchtig war.

4

Mark’d ye his words? he would not take y Crown,
Therefore ’tis certaine, he was not Ambitious. (III,2,113–114)

 

Vierter Bürger:
Habt ihr gehört? Er nahm die Krone nicht;
Da sieht man, daß er nicht herrschsüchtig war.

5.2 Sprachliche und rhetorische Mittel der zweiten Redephase

In der ersten Phase der Rede ist es Antony gelungen, das zeigt die Spiegelung des Geschehens in der Bürgerreaktion, die Thesen und Bewertungen des Brutus, aber auch die Person des Brutus durch den gezielten Einsatz rhetorisch funktionalisierter sprachlicher Mittel zu dekonstruieren. Antony setzt erfolgreich Formen der strategischen Ambiguierung, insbesondere der Ironisierung und des Wortspiels ein, um die ursprüngliche Bewertung des Mords an Caesar umzukehren. Ihm gelingt es, den Status quo nach der Brutus-Rede (“Brutus is an Honourable man” und “Cæsar was Ambitious”) in sein Gegenteil zu verkehren. Das Ende der ersten Phase verdeutlicht, dass die Bürger den Schluss ziehen: “he [Caesar] was not Ambitious.”/„er [war] nicht herrschsüchtig“ (114) und “There’s not a Nobler man in Rome then Antony”/„Antonius ist der bravste Mann in Rom“ (117). Antony sieht an diesen Reaktionen, dass seine Strategie Erfolg hat. Für den beabsichtigten neuerlichen Umsturz der Verhältnisse, für Aufruhr und gewalttätige Empörung jedoch bedarf es noch einer weiteren Steigerung der inneren Ablehnung des neuen Regiments auf Seiten der Bürger. Damit beginnt die zweite Phase der Rede als Phase der Emotionalisierung und Anstiftung zum Aufruhr.

Nochmals in aller Kürze zur Ausgangslage: Die Bürger haben, wie gesagt, inzwischen selbst erkannt, dass (1) Brutus moralisch gesehen schlecht, selbst herrschsüchtig und nicht ehrenwert ist, und dass (2) Antony und Caesar moralisch gesehen gut, nicht herrschsüchtig sowie ehrenwert sind. Daraus ergibt sich die Frage, welche Taten die Neubeurteilung der Lage erfordert. Das neue Ziel, das den Gesamtverlauf der zweiten Phase bestimmt, besteht nun darin, der Neubewertung Taten folgen zu lassen. Antony verfolgt die Strategie, das Volk „zur Wut und zur Empörung zu entflammen“ (“to stirre Your hearts and mindes to Mutiny and Rage”, 122–123), ohne dies in der Rede direkt zum Ausdruck zu bringen. Das gelingt ihm durch seine Redegewandtheit und durch die Fortsetzung einer Ausdrucksstrategie sprachlicher Ambiguierung, die den Unterschied zwischen Gesagtem und Gemeintem verschwimmen lässt. In dieser zweiten Redephase verläuft die Handlung nicht linear ansteigend, zielgerichtet, sondern wellenförmig mit retardierenden Elementen (z.B. Verzögerung der Testamentseröffnung und vorgetäuschte Verzögerung des Aufruhrs), die die Emotionen verstärken und schließlich zu ungehindertem Ausbruch eines Aufruhrs führen.

Wir können diesen Teil der Rede in sieben Unterabschnitte gliedern: (5.2.1) Eröffnung; (5.2.2) Testament als Beweis für Caesars Liebe; (5.2.3) Verzögerung der Testamentseröffnung; (5.2.4) Antony zeigt Caesars Mantel, dann gar die Leiche, und das Volk will Vergeltung; (5.2.5) Retardierendes Moment – Antony hält Volk zurück – Indirekter Aufruf zum Aufruhr – das Volk will Vergeltung; (5.2.6) Testamentseröffnung – das Volk will Vergeltung; (5.2.7) Conclusio – “Heere was a Cæsar: when comes such another?”/ „Das war ein Caesar: wann kommt seinesgleichen? “ (III,2,243) – das Volk übt Vergeltung.

5.2.1 Eröffnung: Vortäuschung eines moralischen Dilemmas

Zu Beginn des zweiten Teils der Rede zeigt sich Antony bestürzt über die Tatsache, dass der einst verehrte Caesar nach seiner Ermordung von niemandem betrauert wird. Zum zweiten Mal taucht die Praeteritio oder Paralipse auf, hier in einen Konditionalsatz gekleidet: „strebt’ ich Herz und Mut in euch zur Wut und zur Empörung zu entflammen …“ (122–123). Antony will die Bürger natürlich zur Handlung (“Mutiny and Rage”) anstiften, entkräftet dies jedoch durch die Konditionalsatzkonstruktion, die im Konsequenzsatz ein Wortspiel mit dem lexikalischen Element wrong enthält.

O Maisters! If I were dispos’d to stirre
Your hearts and mindes to Mutiny and Rage,
I should do Brutus wrong, and Cassius wrong:
Who (you all know) are Honourable men.
I will not do them wrong: I rather choose
To wrong the dead, to wrong my selfe and you,
Then I will wrong such Honourable men. (III,2,122–128)

 

O Bürger! strebt’ ich, Herz und Mut in euch
Zur Wut und zur Empörung zu entflammen,
So tät’ ich Cassius und Brutus unrecht,
Die ihr als ehrenwerte Männer kennt.
Ich will nicht ihnen unrecht tun, will lieber
Dem Toten unrecht tun, mir selbst und euch,
Als ehrenwerten Männern, wie sie sind.

Antony geht mit List hinter das Wissen des Volkes zurück, das Brutus inzwischen längst als herrschsüchtig, nicht ehrenwert und falsch (“Brutus wrong”) identifiziert hat. Er formuliert absichtlich ein angebliches moralisches Dilemma, das ihm keine andere Wahl lasse, als Caesar, sich und dem Volk Unrecht zu tun. Dadurch provoziert Antony den Widerspruch seiner Zuhörer; denn warum sollte sich Antony öffentlich dazu entscheiden, den Guten Unrecht zu tun, statt denjenigen Unrecht zu tun, die Unrecht getan haben und moralisch im Unrecht sind, wie ja inzwischen jedem klar ist.

Unterstützt wird der Effekt durch das geschickt eingesetzte Wortspiel mit den unterschiedlichen Bedeutungen von wrong. Shakespeare nutzt zwei Konstruktionsmöglichkeiten aus: to do someone wrong und to wrong someone. Beide Konstruktionen werden im Deutschen als jemandem Unrecht tun übersetzt. Interessant ist jedoch eine Verarbeitungsambiguität, die durch die Flüchtigkeit der Rede hervorgerufen wird. Die Phrase in Vers 124, “I should do Brutus wrong, and Cassius wrong”, enthält eine zweite Prädikationsrelation, in der die Subjekte Brutus und Cassius jeweils zum Prädikat wrong in Beziehung gesetzt werden (Winkler 1997). Die Interpretation in der performativen Echtzeit, also während der Rede, lässt Brutus wrong und Cassius wrong nachklingen. Diese Interpretation wird unterstützt durch die Koordinationsreduktion im zweiten Konjunkt. Es handelt sich konkret um eine syntaktische Parsing-Ambiguität. Sie besteht darin, dass die Abfolge

I should do
[Brutus wrong] and
[Cassius wrong]

Prädikationsstrukturen darstellen, die im Nachklang fälschlicherweise als

Brutus is wrong” und
Cassius is wrong”

verstanden werden könnten.38 Als Effekt dieser Eröffnungsphase ruft Antony Konfusion hervor und provoziert den Widerspruch des Volkes.

5.2.2 Testament als Liebesbeweis

Antony verkündet, er habe das Testament von Caesar gefunden, wolle es aber nicht vorlesen. Wieder erkennen wir das paraliptische Prinzip. Von nun an wird das Testament, von dem bislang nur die Andeutung seiner Existenz vorliegt, auf vielfältige Weise instrumentalisiert. In den Versen 131ff. deutet Antony an, was passieren würde, wenn die Bürger von den Inhalten des Testaments erführen. Der Inhalt des Testaments würde dazu führen, dass man Caesar wie ein Heiligtum verehrte. Das aber, so die unausgesprochene Implikation, dürfe ja nach Brutus’ und der Mörder Ansicht nicht sein.

I found it in his Closset, ’tis his Will:
Let but the Commons heare this Testament:
(Which pardon me) I do not meane to reade,
And they would go and kisse dead Cæsars wounds,
And dip their Napkins in his Sacred Blood;
Yea, begge a haire of him for Memory,
And dying, mention it within their Willes,
Bequeathing it as a rich Legacie
Vnto their issue. (III,2,130–138)

 

Ich fand’s bei ihm, es ist sein letzter Wille!
Vernähme nur das Volk dies Testament
(Das ich, verzeiht mir, nicht zu lesen denke),
Sie gingen hin und küßten Caesars Wunden
Und tauchten Tücher in sein heil’ges Blut,
Ja bäten um ein Haar zum Angedenken,
Und sterbend nennten sie’s im Testament
Und hinterließen’s ihres Leibes Erben
Zum köstlichen Vermächtnis.

5.2.3 Verzögerung der Testamentseröffnung

Wie einkalkuliert, rufen die Bürger nun natürlich nach dem Testament (“The Will, the Will; we will heare Cæsars Will.”/ „Ja, ja, das Testament! Laßt Caesars Testament uns hören!“; III, 2,140), doch Antony zögert die Eröffnung des Testaments weiter hinaus, wodurch die Spannung stetig ansteigt.

Haue patience gentle Friends, I must not read it. (III,2,141)

 

Seid ruhig, liebe Freund’! Ich darf’s nicht lesen.

Das Stilmittel der Praeteritio/Paralipse (“It is not meete you know how Cæsar lou’d you”/“Ihr müßt nicht wissen wie euch Caesar liebte“; 142) erlaubt es Antony, alle Aufmerksamkeit auf die Aussage zu richten, wie sehr Caesar das Volk liebte. Antony fährt fort (“It will inflame you, it will make you mad”/ „Es setzt’ in Flammen euch, es macht’ euch rasend”; 145). Dadurch weckt er Hoffnung, Erwartung und Vorfreude beim Volk. Gleichzeitig spannt er es durch diese Verzögerungstaktik und die Antizipation dessen, was in dem Testament steht, auf die Folter.

Und noch einmal verwendet er die Paralipse/Praeteritio und spricht aus, was er vorgibt, verschweigen zu wollen. Die Ellipse in Vers 147 (Auslassung der Verbalphrase) intensiviert den Betonungseffekt der Paralipse, da die Ellipse erfordert, dass der paraliptische Teil vom Hörer wie folgt rekonstruiert wird (Winkler 2005): „For if you should – know that you are his Heires –, O what would come of it?“:

Tis good you know not that you are his Heires,
For if you should, O what would come of it? (III,2,146–147)

 

Ihr dürft nicht wissen, daß ihr ihn beerbt;
Denn wüßtet ihr’s, was würde draus entstehn?

Danach tritt wieder eine Pronominalambiguierung in ihr uns bereits bekanntes strategisches Recht:

I feare I wrong the Honourable men,
Whose Daggers haue stabb’d Cæsar: I do feare it. (III,2,152–153)

 

Ich fürcht’, ich tret’ den ehrenwerten Männern
Zu nah, durch deren Dolche Caesar fiel;
Ich fürcht’ es.

Hier ist die Referenz des am Ende stehenden Pronomens it ambig. Der Text erlaubt auf der einen Seite die anaphorische Auflösung “I do feare I wrong the Honourable men”, auf der anderen Seite ist auch die Möglichkeit gegeben, dass it auf die gesamte Situation bezogen wird, in der Brutus und seine Männer ihre Dolche zum Töten verwenden. Während beim Textstudium die erste Interpretation präferiert ist, scheint bei der Online-Verarbeitung der sprachlichen Rede in der Echtzeit-Performanz die zweite Lesart die naheliegende zu sein. Antony antizipiert, dass das Volk diese Passage folgendermaßen interpretieren wird: Nicht nur verhindern Brutus und seine Freunde unser Glück, sondern sie machen uns darüber hinaus auch noch Angst.

Wiederum dienen die Ausrufe der Bürger als Indikatoren dafür, ob die gewünschte Textleistung erreicht ist. Diese Exklamationen sind eine Spiegelung der Auswirkung der Rede und damit der Entwicklung des kognitiven Zustands der Adressaten.

Wenn es noch Zweifel an der moralischen Fragwürdigkeit des Brutus gab, dann sind sie jetzt endgültig verschwunden. Brutus ist keineswegs honourable. Die Prädikatzuweisung honourable ist ins Gegenteil umgeschlagen.

4

They were Traitors: Honourable men? (III,2,154)

 

Vierter Bürger:
Sie sind Verräter! Ehrenwerte Männer

Asyndetisch wird hier der Gegensatz (traitors versus honourable men) formuliert, im Druck nur durch einen Doppelpunkt getrennt. Antony hat sein Ziel erreicht: Die Umkehrung der Bewertung der Lage und die Umkehrung der Bewertung der Protagonisten hat stattgefunden. Das Volk schließt: Die mutmaßlich ehrenwerten Männer waren Verräter.

5.2.4 Antony zeigt Caesars Mantel, dann dessen Leiche

Antony wendet sich im Fortgang mit einer rhetorischen Frage an die Bürger: “You will compell me then to read the Will”/„So zwingt ihr mich, das Testament zu lesen?“ (157). Die Frage bedarf keiner Antwort. Antony steigt zu den Bürgern hinab, wo auch Caesar liegt, und kündigt an, dass er ihnen denjenigen zeigen wird, der sie zu Erben macht. Die Bürger machen für den noblen Antony Platz: “Roome for Antony, most Noble Antony.”/„Platz für Antonius! für den edlen Antonius!“ (164).

Es folgt eine neue Phase der Emotionalisierung. Antony schreitet zu seiner bereits in der Antike als rhetorisches Modell berühmt gewordenen Beweisführung durch Tatindizien: Er zeigt die Leiche und den blutdurchtränkten Mantel. Quintilian, der erste staatlich besoldete Rhetorikprofessor Europas, wird dies später als Evidenz-Paradebeispiel hervorheben (Quint. Inst. or. 6,1,30f.). Es folgt ein weiterer Schritt in der Emotionalisierung. Antony kündigt an, dass jetzt der Zeitpunkt gekommen ist, Tränen zu vergießen:

If you haue teares, prepare to shed them now. (III,2,167)

 

Sofern ihr Tränen habt, bereitet euch,
Sie jetzo zu vergießen!

Antony nimmt Caesars Mantel und geht die Szene des Mordes anhand der Stiche und der Mörder genau durch. Das Ziel besteht darin, Empathie für Caesar hervorzurufen.

Through this, the wel-beloued Brutus stabb’d (III,2,174).

 

Hier stieß der vielgeliebte Brutus durch.

Antony plant die systematische Zerstörung des moralischen Habitus seines Gegners Brutus, der am Ende nur noch als schändliche Figur dasteht:

For Brutus, as you know, was Cæsars Angel.
Iudge, O you Gods, how deerely Cæsar lou’d him:
This was the most vnkindest cut of all.
For when the Noble Cæsar saw him stab,
Ingratitude, more strong then Traitors armes,
Quite vanquish’d him: then burst his Mighty heart, […]
O what a fall was there, my Countrymen?
Then I, and you, and all of vs fell downe,
Whil’st bloody Treason flourish’d ouer vs. (III,2,179–190)

 

Denn Brutus, wie ihr wißt, war Caesars Engel. –
Ihr Götter, urteilt, wie ihn Caesar liebte!
Kein Stich von allen schmerzt so wie der:
Denn als der edle Caesar Brutus sah,
Warf Undank, stärker als Verräterwaffen,
Ganz nieder ihn; da brach sein großes Herz, […]
O meine Bürger, welch ein Fall war das!
Da fielet ihr und ich; wir alle fielen,
Und über uns frohlockte blut’ge Tücke.

Antony arbeitet auf diesen Höhepunkt hin:

Our Cæsars Vesture wounded? Looke you heere,
Heere is Himselfe, marr’d as you see with Traitors. (III,2,194–195)

 

Nur unsers Caesars Kleid verletzt? Schaut her!
Hier ist er selbst, geschändet von Verrätern.

Fazit: Nicht nur der Mantel ist zerrissen, sondern Caesar selbst ist von den Verrätern geschändet. Die Bürger reagieren mit emotionalen Ausrufen auf den Anblick des toten Caesars: “O pitteous spectacle! O Noble Cæsar! O wofull day! O Traitors, Villaines! O most bloody sight!” / „O kläglich Schauspiel! O edler Caesar! O jammervoller Tag! O Buben und Verräter! O blut’ger Anblick!“ (196–198). Jetzt kann das Volk nur noch Vergeltung fordern: “We will be reueng’d: Reuenge About, seeke, burne, fire, kill, slay, Let not a Traitor liue!” / „Wir wollen Rache, Rache! Auf und sucht! Sengt! brennt! schlagt! mordet! laßt nicht einen leben!“ (198–199).

5.2.5 Retardierendes Moment – Indirekter Aufruf zum Aufruhr

Um die Spannung auf den Siedepunkt zu bringen und gleichzeitig die Erwartungshaltung und die Neugier anzustacheln, folgt noch ein retardierender Einschub: “Stay Country-men.” / „Seid ruhig, meine Bürger!“ (200). Die Bürger gehorchen und bekunden ihre neue Solidarität mit Antony: “Wee’l heare him, wee’l follow him, wee’l dy with him” / „Wir wollen ihn hören, wir wollen ihm folgen, wir wollen für ihn sterben.“ (202). Antony jedoch hält sich scheinbar noch formal an die Auflagen und apostrophiert seine Gegner mehrdeutig als „Täter“: “They that haue done this Deede, are honourable.” / „Die diese Tat getan, sind ehrenwert.“ (205). Sodann nimmt Antony die Opposition zwischen “reason” (Brutus) vs. “love” (Antony) noch einmal und durch die eingetretene Stimmung sogar verstärkt auf: “They are Wise, and Honourable, And will no doubt with Reasons answer you.” / „Doch sind sie weis’ und ehrenwert und werden euch sicherlich mit Gründen Rede stehn.“ (207–208). Antony kann jetzt offen gegen die rationalen Gründe (“Reasons”) argumentieren und darauf verweisen, dass die Liebe Recht behält. Der Einschub „no doubt“ (zweifellos) ist ironisch gebraucht. Und auch jetzt erscheint ihm das Mittel der Paralipse im Rahmen einer Negationskonstruktion angebracht:

I come not (Friends) to steale away your hearts (III,2,209).

 

Nicht euer Herz zu stehlen komm’ ich, Freunde.

Diese Formulierung lässt offen, was er genau vorhat. Die Platzierung der Negation “I come not” erhöht die Ambiguität. Die naheliegende Interpretation ist: “It is not the case that I come to steal your hearts – I come for another reason.” Dieser andere Grund ist im Text nicht offen angegeben, aber nahe gelegt, nämlich dass Antony kommt, um sie zum Aufstand anzustiften.

An der Oberfläche ist die folgende Passage durch einen Bescheidenheitstopos charakterisiert. Jedoch meint Antony damit genau das Gegenteil, denn ein Bescheidenheitstopos gibt im Sinne der inhärenten Ironie etwas anderes zu verstehen, als er im Literalsinn ausdrückt. Die Umkehrung der Bedeutung kann schrittweise auf der sprachlichen Ebene nachvollzogen werden.

I am no Orator, as Brutus is;
But (as you know me all) a plaine blunt man
That loue my Friend, and that they know full well,
That gaue me publike leaue to speake of him (III,2,210–213).

 

Ich bin kein Redner, wie es Brutus ist,
Nur, wie ihr alle wißt, ein schlichter Mann,
Dem Freunde ergeben, und das wußten die
Gar wohl, die mir gestattet, hier zu reden.

Antony führt eine Reihe von Understatements an und spielt vor allem mit Syntax und Referenz. Die Passage enthält mehrfach ambiguierende Phrasen und Sequenzen. Insbesondere die Negation in Vers 210 und die dreifache Verwendung von „that“ in 212f. bedingen, dass ein und derselbe Abschnitt auf zwei vollständig unterschiedliche Weisen verstanden werden kann. Die Deutsche Schlegel-Interpretation gibt nur eine der beiden möglichen Lesarten wieder: „Ich bin kein Redner, wie es Brutus ist…“. Die deutsche Übersetzung legt nahe: Ich bin kein so guter Redner. Die zweite Lesart entsteht durch die Ambiguität der Negation: Ich bin kein so schlechter Redner, wie es Brutus ist, (der unscheinbare Mann) sondern (ein Redner), so wie ihr mich (alle) kennt, alle, die meinen Freund lieben; und das (nämlich, dass ich kein schlechter Orator bin) wissen sie (die Bürger) genau. Das gab mir die Möglichkeit, hier öffentlich über ihn (Brutus) zu reden.

In Vers 212 ist der Relativsatzanschluss ambig: “that loue my Friend” modifiziert bevorzugt “all”, und nicht “a plaine blunt man” (wie diese Stelle in der deutschen Übersetzung aufgelöst wurde). Wenn der Relativsatz die letztgenannte Phrase modifizieren würde, dann müsste eine Kongruenzmarkierung am Verb stehen. Ebenso ist die dreifache Verwendung von that in 212f. Teil einer Ambiguierungsstrategie. Im ersten Fall handelt es sich um das deiktische Pronomen that in der Phrase “and that they know full well”. Das nächste deiktische that kann sich entweder darauf beziehen, dass Antony kein so guter oder kein so schlechter Redner ist wie Brutus. Das Pronomen they kann sich auf die Verräter beziehen, aber es kann sich auch auf “all … That loue my Friend” beziehen. Das letzte that kann entweder ein markierter relativischer Anschluss sein (Bezug auf die Verräter), oder es kann wieder ein deiktisches Element sein (hier die Tatsache, dass Antony kein schlechter Redner ist). Die entscheidende Ambiguität freilich betrifft das Pronomen him in 213. In der ersten Interpretation bezieht sich das Pronomen auf Caesar, in der ambigen Variante bezieht es sich auf Brutus.

Antony nähert sich im Verlauf seiner Rede nun dem krönenden Abschluss. Um seine Rolle als trauernder und nicht politisierender Redner vordergründig aufrechterhalten zu können, verschiebt er nun die Akteursrolle. Der eigentlich Handelnde ist der Tote selbst. Zunächst lässt Antony die Wunden Caesars sprechen:

For I haue neyther writ nor words, nor worth,
Action, nor Vtterance, nor the power of Speech,
To stirre mens Blood. I onely speake right on:
I tell you that, which you your selues do know,
Shew you sweet Cæsars wounds, poor poor dum mouths
And bid them speake for me (III,2,214–219).

 

Ich habe weder Witz noch Wort noch Gaben,
Noch Kunst des Vortrags, noch die Macht der Rede,
Der Menschen Blut zu reizen; nein, ich spreche
Nur geradezu und sag’ euch, was ihr wißt.
Ich zeig’ euch des geliebten Caesars Wunden,
Die armen stummen Munde, heiße die
Statt meiner reden.

Antony kann durch eine geschickt inszenierte Vertauschung der Rollen, gekleidet in einen Konditionalsatz (Subjunktiv) und die Verflechtung der Syntax (Apokoinu in Vers 219), erzielen, dass die naheliegende Interpretation diejenige ist, dass in der konstruierten irrealen Situation tatsächlich Brutus der Aufwiegler ist und nicht Antony.

But were I Brutus,

And Brutus Antony, there were an Antony
Would ruffle vp your Spirits, and put a Tongue
In euery Wound of Cæsar, that should moue
The stones of Rome, to rise and Mutiny. (III,2,219–223)

 

Aber wär’ ich Brutus,

Und Brutus Mark Anton, dann gäb’ es einen,
Der eure Geister schürt’ und jeder Wunde
Des Caesar eine Zunge lieh’, die selbst
Die Steine Roms zum Aufstand würd’ empören.

Das Subjekt Antony in Endstellung kann auch als Subjekt des darauf folgenden Satzes verstanden werden (Apokoinu-Konstruktion) – analog zur folgenden konstruierten Auflösung:

But were I Brutus and Brutus Antony,
there were an |Antony |
|Antony | would ruffle vp your Spirits

Diese Doppelbezüglichkeit des Subjektes lässt einerseits alles offen, suggeriert aber auch andererseits, dass Antonius zum Aufruhr anstachelt, oder dass wiederum Brutus (der ja vielleicht mit ihm identisch sein könnte) der wahre Aufrührer ist. Das Volk jedenfalls reagiert mit Rufen nach Vergeltung und zeigt damit, dass die versteckte Ansage bei ihm angekommen ist. Die Bürger fordern jetzt unmissverständlich zum Aufstand gegen jene Verräter auf, die wenig zuvor noch als Retter der Republik erschienen. Antony versucht, sie mit einer nicht auflösbaren elliptischen Konstruktion zurückzuhalten: “Why Friends, you go to do you know not what” / „Nun, Freunde, wißt ihr selbst auch, was ihr tut?“ (228).

5.2.6 Testamentseröffnung

Antony zögert den Aufstand noch ein letztes Mal hinaus, indem er auf das Testament verweist:

Heere is the Will, and vnder Cæsars Seale:
To euery Roman Citizen he giues,
To euery seuerall man, seuenty fiue Drachmaes. (III,2,233–235)

 

Hier ist das Testament mit Caesars Siegel.
Darin vermacht er jedem Bürger Roms,
Auf jeden Kopf euch fünfundsiebzig Drachmen.“

Das ist der endgültige Beweis für Caesars Großmut, der die Bürger in neue Wut gegenüber den Mördern versetzt. Doch Antony bittet erneut um Geduld und fährt mit der Testamentseröffnung fort.

5.2.7 Conclusio

Den Abschluss bildet die Formel “Heere was a Cæsar: when comes such another?” / „Das war ein Caesar: wann kommt seinesgleichen?“ (243). Diese rhetorische Frage wird nun vom Volk explizit beantwortet: „Neuer, neuer“! Wie von Antony gewünscht, eskaliert die Situation endgültig. Es folgt der rednerisch so gekonnt vorbereitete Aufruhr, den Antony nur noch befriedigt mit den Worten eines erfolgreichen Orators kommentieren kann:

Now let it werke: Mischeefe, thou art a-foot,
Take thou what course thou wilt.“ (III,2,251–252)

 

Nun wirk’ es fort. Unheil, du bist im Zuge:
Nimm, welchen Lauf du willst! –

6 Ergebnisse

Shakespeare stellt uns auf dem Höhepunkt seines Dramas Julius Cesar einen agonalen Ereigniszusammenhang, einen Wettstreit als klassische Ausgangslage für rhetorisches Handeln vor Augen. Zwei Redetexte werden in diesem Wettstreit als Instrumente eingesetzt, um im politischen Kräftespiel nach der Ermordung Caesars die Oberhand zu behalten. (1) Brutus eröffnet die Zeremonie des Totenbegängnisses mit einer Eröffnungsrede als Prosatexteinheit. (2) Darauf folgt die eigentliche Funeralrede durch Antony als Hauptrede der Zeremonie. Shakespeare hat sie versifiziert, also ästhetisch besonders markiert. Beide Reden sind im Gesamttext des Dramas, aber auch im Funeralsetting als pragmatisch abgeschlossene Binnentexteinheiten zu sehen. Beide Reden stehen aber auch, wie alle Teile des Dramas, in einem inneren thematischen Bezug. Das Besondere ist, dass sie als Texte zusammen mit ihren Oratoren in gewisser Weise ebenfalls in einen Wettstreit treten.

Gegenstand der Analyse war die zweite, die Antony-Rede. Antonys Gegenspieler Brutus hatte sich durch die vorausgegangenen Ereignisse und Äußerungen in eine kaum überwindlich scheinende politische Position der Überlegenheit gebracht. Im Moment des Redereignisses ist Antonys Ausgangslage durch diese Tatsache definiert. Was hat sein Text unter dieser Voraussetzung rhetorisch zu leisten, wenn damit beim Publikum, bei den Römern, ein Wechsel zu seinen Gunsten erzeugt werden soll?39 Diese Frage hat sich Antony bei Antritt seiner Rede zu stellen, und die Antwort muss im Sinne klassischer rhetorischer Zielsetzung lauten: Zunächst Erzeugung von mentaler Verunsicherung, von Demontage; dann aber Umschwung, Wechsel und schließlich Evokation von Widerstandshandlungen bei den zuhörenden Bürgern. Die noch triumphierende Position des Gegners muss gestürzt und damit die vermeintlich schwächere Sache zur stärkeren gemacht werden.40 Kurz: Die rhetorische Textleistung von Antonys Rede muss die (in der Abfolge erste) Rede des Brutus in ihrem Geltungsanspruch strategisch auszuhebeln suchen und die Adressaten zu einem Verstehens- und Verhaltenswechsel bewegen. In der Antony-Rede ist alles auf das übergeordnete Ziel der Erzeugung eines vollständigen Wechsels gegenüber der Brutus-Position ausgerichtet. Innerhalb eines Modells der Veränderung (change model) lassen sich unterschiedliche textstrategische Schritte beschreiben: Bedeutungssubvertierung (semantic change), etwa auf Begriffsebene, sodann Auslösen von Verunsicherung und emotionaler Neuorientierung (emotional change), Meinungsänderung (opinion change), Aufforderung zur Tat (behaviour change), Veränderung und Destabilisierung der sozialen und politischen Ordnung (change of order).

Welche Mittel sind dazu nötig? Antony muss seine Textstrategie ganz auf das geplante Leistungsprofil eichen.41 Daher kommen nur bestimmte Kompositionsprinzipien und sprachliche Strukturen in Betracht. Texte sind entsprechend ihrer Teilziele hierarchisch gegliedert, und die ihn ihnen erkennbaren Strategien oder die jeweils eingesetzten kommunikationsrelevanten Mittel lassen sich dementsprechend auf verschiedenen Ebenen analysieren. Im vorliegenden Fall kann man sich von der Makro- zur Mikroebene, von der Rede über Redephasen und -abschnitte zur Äußerungs- bzw. Satzebene begeben.

Hinsichtlich der Tektonik der Antony-Rede tritt vor allem eine strategische Zweiteilung in den Vordergrund: zunächst eine Phase der Verunsicherung und dann – nachdem ein Kippeffekt eingetreten ist – eine Phase der emotionalen und kognitiven Neuorientierung. Die Strategien auf der Äußerungsebene betreffen operativ alle sprachlichen Mittel, die der Ambiguierung dienen. Sie sollen Ambilavenz sowie Verunsicherung bei den Adressaten auslösen und dadurch eine Uminterpretation der ursprünglich von Brutus dargelegten Sachverhalte einleiten. Dazu zählen insbesondere semantische Referenzambiguitäten, Homonymien sowie syntaktische und semantische Bezüge, die es erlauben, das Gesagte auf zwei unterschiedliche Weisen zu verstehen. Die Strategie der Ambiguierung findet sich jedoch nicht nur auf der Satzebene, sondern ermöglicht zudem, dass einzelne Passagen durchgängig auf zwei unterschiedliche Weisen interpretiert werden können. Die Ambiguierung als Ermöglichungsbedingung der Verstehensverunsicherung fungiert damit gleichzeitig als Ermöglichungsbedingung eines Verstehenswechsels. Sie wird des Weiteren von sprachlich-rhetorisch-figuralen Mitteln wie gezielt eingesetzten Assonanzen, Metaphern und Ironien vorangetrieben. Als besondere figurale Signaturen und Kennfiguren der semantischen Doppelbödigkeit des Textes treten insbesondere Antithesen und rhetorische Fragen sowie die Paralipse/Praeteritio hervor. Ambiguierung wird aufgrund solcher Strukturen zum Hauptmerkmal der Antony-Rede.

Der erwähnte Kippeffekt auf Adressatenseite resultiert aus den in der Rede strategisch eingesetzten ambiguitätsauslösenden Faktoren, also dem Voranschreiten beim Verunsichern, In-Zweifel-Stellen, Verschleiern, Demontieren und Dekonstruieren hin zur Umsemantisierung und Neubewertung eines rechtlich relevanten politischen Faktums.

Die ganze Rede steht am Ende insofern als ein Kunstwerk indirekter Kommunikation da, als die Summe aller Sprechakte zu einer Conclusio führt, die gemäß klassischer Rhetorikvorstellung eine Aufforderung zur Tat beinhaltet, ohne dass Antony als Protagonist selbst explizit diese Aufforderung ausgesprochen hätte.

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